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Stop Sex-Industry now!

Die ARD zeigt heute um 22.45 Uhr die Reportage “Sex. Made in Germany”. Sonia Kennebeck und Tina Solimann recherchierten 2 Jahre lang im deutschen Rotlicht-Milieu, sprachen mit Prostituierten, Bordellbetreibern und Freiern. Ihr Fazit lässt an Eindeutigkeit nichts zu wünschen übrig: “Die rot-grüne Bundesregierung hat mit drei dürren Paragraphen die Prostitution zu einem ganz normalen Beruf machen wollen und die Rechte der Frauen stärken wollen. Tatsächlich aber hat sie die Schleusen geöffnet, ohne die Bedingungen zu regulieren, unter denen die Frauen arbeiten.

Der Sextourismus in Deutschland boomt. Mittlerweile scheinen deutsche Großbordelle  den herkömmlichen Sehnswürdigkeiten den Rang abzulaufen. Kennebeck und Solimann: “Vorteile hat das Gesetz vor allem den Freiern gebracht. Die können sich in Deutschland nun bedenkenlos Sex kaufen, haben sozusagen einen Freibrief vom Staat, außerdem gibt es mittlerweile an jeder Ecke legale Bordelle, die in ihrem Preiskampf immer günstigere Angebote machen. Das nutzen auch die ausländischen Freier, die hier ihren Bordell-Urlaub verbringen, etwa eine Sechs-Tage-Puff-Tour durch Deutschland – mit freundlicher Genehmigung der Bundesrepublik.

Feminist_innen, die sich klar gegen (Zwangs-)Prostitution und die prosperierende Sex-Industrie aussprechen, haben in Deutschland einen schweren Stand. Dabei stellen sie zumeist die berechtigteren Fragen, die von den so genannten “Sex-Positiven”-Feminist_innen und Hurenorganisationen bis heute bis heute oft ausgeblendet oder nur unzureichend berührt werden. Etwa: Wie kann man den Kapitalismus kritisieren und gleichzeitig Pro-Sex-Work sein? Welches Männerbild wird hier eigentlich (re-)produziert? Was machtet es letztendlich mit einer Gesellschaft, in der das menschliche Dasein völlig ökonomisiert ist? Und wie es mit dem noch nicht abgeschlossenen Projekt “Geschlechterdemokratie” bestellt, wenn der größte Zuhälter der deutsche Staat ist?