Für ihren wohl wichtigsten Roman “Leben und Abenteuer der Trobadora Beatriz” ließ sich Irmtraud Morgner vom europäischen Mittelalter inspirieren. Verdutzt werden sich jetzt bestimmt einige fragen “DDR und Minnesang? Geht das überhaupt?” Für Irmtraud Morgner kein Problem. Sie verbindet mühelos Epochen der Geschichte, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben.
Im Mittelpunkt des Romans “Leben und Abenteuer der Trobadora Beatriz” steht Beatriz de Dia. Sie ist eine provenzalische Minnesängerin (Troubadourin), die – da ihre Kanzonen im 12. Jahrhundert unerwidert verhallten – enttäuscht der mittelalterlichen Männerwelt entflohen ist. Von der Göttin Persephone in einen 808-jährigen Schlaf versetzt, wacht sie 1968 auf. Erneut erfährt sie allerorten Gewalt und Verachtung, bis sie hört, dass das Leben einer Frau als ganzer Mensch im “gelobten Land” DDR gewährleistet sein soll…
Beatriz de Dia hat es tatsächlich gegeben. Sie lebte im 12. Jh. in der französischen Provence und war einer der berühmtesten Trobairitz im okkzitentanischen Mittelalter. Beatriz de Dia war wahrscheinlich die Gattin des Grafen Wilhelm von Poitiers (1158-1189). Sie hinterließ ein kleines Text-Melodien-Korpus (um 1160).
Prof. Dr. Angelica Rieger läd am 18.04. um 19 Uhr in die weitgehend unbekannte Welt des weiblichen Trobadors ein. Sie wird zum einen Beatriz de Dia und weitere Trobairitz sowie deren literarisches Wirken vorstellen. Zum anderen wird sie auch darüber sprechen, was mit einer Frau geschah, die ihren zugewiesenen Platz als Adelsdame verließ, um eine selbständige Sängerin zu werden. Musikalisch begleitet wird Frau Rieger von Christine Vogel an der Viola de Gamba.
Wer sich schon mal vorab über dieses Thema informieren möchte, dem sei die preisgekrönte Seite Spielfrauen im Mittelalter der Hochschule für Musik und Theater Hamburg empfohlen.