Vom 18.10 bis zum 20.10.2013 sind wir Gastgeberin des 30. Treffens des i.d.a. Dachverbandes deutschsprachiger Frauen-/Lesbenarchive, -bibliotheken und -dokumentationstellen.
Wir erwarten Gäste aus Luxemburg, Schweiz, Österreich und Südtirol! Eröffnet wird das Jubiläumstreffen am 18.10. um 14 Uhr in Haus Steinstraße mit einem Vortrag zum Thema “Teaching Gender in Libraries and Archives: The Power of Information”. Sara de Jong und Sanne Koevoets sprechen über die historischen Zusammenhänge zwischen Frauenarchiven und -bibliotheken und der Frauen-/Genderforschung. Zugleich wird auch der Blick auf die Gegenwart gerichtet und gefragt, vor welchen Herausforderungen Frauen-/Lesbenarchive und -bibliotheken mit Blick auf die Digitalisierung feministischen Aktivismen stehen.
Der Dachverband deutschsprachiger Frauen/ Lesbenarchive, -bibliotheken und -dokumentationsstellen, schließt seit 1994 Einrichtungen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zusammen. Er dient der Vernetzung, dem regelmäßigen fachlichen und persönlichen Austausch, der Weiterqualifikation sowie gemeinsamer überregionaler Öffentlichkeitsarbeit. Insbesondere bemüht sich der Dachverband darum, politische und finanzielle Unterstützung für die finanziell nicht abgesicherten Frauenbibliotheken und -archive zu organisieren.
Am Donnerstag, den 27.06., um 19 Uhr spricht Dr. Yvonne Domhardt über “Die weibliche Seite des Judentums”. Ihr Vortrag über 40 Jahre jüdischer Feminismus findet im Rahmen der Jüdischen Woche 2013 Leipzig statt.
1972 hatte alles begonnen: Die Ernennung der Amerikanerin Sally Priesand zur ersten Rabbinerin nach der Schoa (bereits 1935 wurde Regina Jonas in Deutschland zur ersten Rabbinerin weltweit ordiniert) markierte einen Meilenstein in der jüdischen (Frauen)Geschichte und kann als Geburtsstunde des jüdischen Feminismus gesehen werden. Ursprünglich in den Vereinigten Staaten aufgekommen, erreichte der jüdische Feminismus bald auch Europa. Die Judaistin Yvonne Domhardt zeichnet in ihrem Vortrag die Geschichte der jüdisch-feministischen Bewegung vorwiegend innerhalb Deutschlands – auch mit Blick auf Schweizer Verhältnisse – nach.
Ausgehend von der nahezu in Vergessenheit geratenen Tradition der jüdischen Frauenbewegung im Deutschland vor der Schoa mit Bertha Pappenheim als Gründerin des jüdischen Frauenbundes JFB (1904) bis hin zur jüdisch-feministischen Initiative Bet Debora setzt sie sich kritisch mit jüdischen Traditionen auseinander und sucht nach Wegen für ein weiblicheres Judentum, für mehr Geschlechtergerechtigkeit im Judentum.
Beide stammten aus priviligierten Elternhäusern und genossen eine umfangreiche Bildung. Sie verzichteten auf ein bequemes Leben und stürzten sich noch während des Kaiserreiches in den Kampf für die rechtliche Gleichstellung der Frau. Ihr Vermögen investierten sie in die Gründung und Unterstützung verschiedener Frauenprojekte: Mittagstische für Arme und Zufluchtsstätten für Prostituierte, Kinderhorte und in andere karitative Frauen-Projekte. Gemeinsam mit Minna Cauer und Hedwig Dohm riefen sie die Frauenstimmrechtsbwegung ins Leben. Die rechtliche Gleichberechtigung sollte dabei nur eine Etappe sein, nie das alleinige Ziel.
Beide Frauenrechtlerinnen waren publizistisch tätig und waren international glänzend vernetzt. Si9e gaben im Verlaufe ihres Wirkens mehrere Zeitschriften heraus, darunter die “Frau im Staat”, und organisierten Frauenkongresse, an denen Frauenrechtlerinnen aus der ganzen Welt teilnahmen.
Heymanns und Augspurgs politisches Wirken beschränkte sich keineswegs auf “reine Frauenbelange”. Sie engagierten sich auch gegen nationalistischen Wahn, Chauvinismus und Antisemitismus. So forderten sie bereits 1923 die Ausweisung Adolf Hitlers. Beispielhaft bleiben ihr Mut und ihr Einsatz für eine gerechtere Welt.
Es wäre jedoch verfehlt, sie zu Heldinnen zu stilisieren, mit denen sich Frauen heute bruchlos identifizieren können. In ihrer Haltung zum Kolonialismus erweisen sich Heymann und Augspurg als Töchter ihrer Zeit. Zwar geißelten sie die Brutalität des Imperialismus und die bestialischen Kolonialpraktiken. Jedoch hielten sie in ihrem weiß-europäischen Überlegenheitsdünkel daran fest, dass Europa und die junge USA als “Kulturnationen” den “unzivilisierten” Völkern überlegen seien. Mit diesem Überlegensheitsdenken unterstützten sie das, was heute zu recht als der rassistische Grundkonsens einer weißen Gesellschaft gilt: Menschen anderer Hautfarbe und nicht-europäischer Kultur als unterlegen, “weniger entwickelt”, in letzter Konsequenz “weniger wert” darzustellen.
Mit Blick auf die aktuellen Debatten über Critical Whiteness und Intersektionalität scheint es mehr als notwendig den Blick dafür zu schärfen, in welcher Tradition die historische, aber auch die gegenwärtige, vorwiegend weiße Frauenbewegung steht – ohne jedoch ihre Leistungen und Errungenschaften schmälern zu wollen.
Wer sich eingehender mit Lida Gustava Heymann und Anita Augspurg beschäftigen möchte, hier Literturtipps:
Margit Twellmann (Hrsg.): Erlebtes – Erschautes. Deutsche Frauen kämpfen für Freiheit, Recht und Frieden 1850-1940.
Ursula Scheu/Anna Dünnebier: Die Rebellion ist eine Frau.
Zudem sei auf die Stiftung Archiv der deutschen Frauenbewegung verwiesen, die nicht nur über Archivalien der ersten Frauenbewegung verfügen, sondern auch über diese Thematik eine gut sortierte Bibliothek.
Am 13. Januar 1993 gründeten 18 Frauen die Louise-Otto-Peters-Gesellschaft, um das Andenken der Wegbereiterin der deutschen Frauenbewegung zu bewahren sowie ihre vielseitigen Tätigkeiten zu würdigen und zu aktualisieren.
Louise Otto-Peters wurde 1819 in Meißen geboren und starb 1895 in Leipzig, wo sie seit 1860 lebte und wirkte. Sie war Dichterin, Schriftstellerin, Journalistin und langjährige Vorsitzende des Allgemeinen Deuten Frauenvereins, den sie mitbegründet hat. Dort setzte sie sich für das Recht der Frauen auf Erwerb, auf Bildung und auf Teilnahme an Wahlen ein, denn Louise Otto-Peters nannte “Teilnahme der deutschen Frauen an den Interessen des Staates” nicht als “das Recht”, sondern “eine Pflicht” der Frauen. Neben ihrer frauenpolitischen Tätigkeit gab sie von 1849 bis 1852 die “Frauen-Zeitung” und von 1866 bis 1912 die “Neuen Bahnen” heraus. Ihr Motto: “Dem Reich der Frauen werb ich Bürgerinnen”.
Wer sich mit dem Leben und Wirken Louise-Otto-Peters ausführlich beschäftigen möchte, dem sei das Louise-Otto-Peters-Archiv ans Herz gelegt. Im Louise-Otto-Peters-Archiv werden u. a. alle Veröffentlichungen von und über Louise Otto-Peters erfasst, dokumentiert, gesammelt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. In Kopien stehen zahlreiche Artikel, Bücher sowie die “Frauen-Zeitung” von 1849 – 1852 und die “Neuen Bahnen” von 1866 – 1912 (mit wenigen Lücken) zur Verfügung. Ein umfassendes Personen- und Ortsregister der “Neuen Bahnen” für die Jahrgänge 1866 – 1895 kann genutzt werden.
Wir möchten an dieser Stelle der Louise-Otto-Peters-Gesellschaft zum 20jährigen Jubiläum gratulieren! Feiert mit! Heute findet in der Alten Börse (Naschmarkt) um 19 Uhr eine Festveranstaltung statt.
Eigentlich wollten wir an dieser Stelle über die neue Focus-Ausgabe lästern. Ihr erinnert Euch: Die Zeitschrift mit den “Fakten, Fakten, Fakten!”. Aber ehrlich gesagt haben wir keine Lust, die “faktenreiche” Berichterstattung über die Frauenquote auseinanderzunehmen.
Stattdessen möchten wir auf ein tolles Museumsprojekt aus der Türkei hinweisen. Seit Mitte November 2012 hat in Istanbul das erste Frauenmuseum in der Türkei seine Pforten geöffnet. Die türkische Geschichte ist reich an Frauengestalten. Leider sind sie in den regulären Museen kaum präsent. Diesen Zustand wollte die türkische Unternehmerin Gülümser Yildrim nicht länger hinnehmen und gründete mit anderen Frauen die Frauen Kultur Stiftung Istanbul. Zwar verfügt das Museum noch über kein Gebäude. Dennoch wurde eine erste Ausstellung erarbeitet, die sich den türkischen Pionierinnen in den Bereichen Kunst und Kultur widmet. Es sind Biographien von Frauen, die ein anderes Lebenskonzept gewählt haben als in ihrer Zeit üblich, die kreativ, enthusiastisch, neugierig, mutig und beharrlich waren und sind und auch deswegen den Glanz einer Wegbereiterin tragen. Zu denen gehören z. B. Anna Comena, die im 11. Jahrhundert die erste Person weltweit war, die ihre Memoiren verfasst hat, Afife Jale, die erste muslimisch-türkische Theater-Schauspielerin, Elbis Gesaratsyan, die Herasugeberin des ersten armenischen Frauenmagazins im Osmanischen Reich, aber auch zeitgenössische Pionierinnen wie Aylin Aslım, die erste Punk-Sängerin Istanbul.
Es bleibt zu hoffen, dass das Museum nicht nur schleunigst eigene Räumlichkeiten bekommt, sondern dass das Engagement der Museumsfrauen auch angemessen entlohnt wird. Denn bislang erfolgt ihre Arbeit auf ehrenamtlicher Basis.