Heute endet (leider) unsere Autorinnenreihe “Mein Antrieb wäre, Welt zu machen”. Den Abschluss krönt der selten aufgeführte DEFA-Film “Unser kurzes Leben”, eine Verfilmung des Romans “Franziska Linkerhand” von Brigitte Reimann. Dieser Film läuft heute um 18 Uhr in der Kinobar Prager Frühling.
Die junge Architektin Franziska trennt sich von ihrem Mann und scheidet freiwillig aus dem Mitarbeiterstab eines berühmten Dresdner Professors aus, um in einem Kleinstadtbüro zu arbeiten. Hart in ihren Anforderungen an sich selbst und voller Ideale möchte sie eine Stadt bauen, in der sich die Menschen wohlfühlen. Doch Franziska spürt bald, wie sehr sich ihre Vorstellungen und Wünsche vom tatsächlichen, oft bürokratischen Arbeitsalltag unterscheiden. Ihre Kollegen überzeugt sie von einem Ideenwettbewerb zur Umgestaltung des Stadtzentrums. Als Franziskas Entwurf überzeugen kann und sie den Wettbewerb gewinnt, geschieht für sie Unerwartetes: Die Umsetzung des Projekts wird auf unbestimmte Zeit verschoben…
Unsere Autorinnenreihe neigt sich (leider) dem Ende zu. Der September steht ganz im Zeichen der Autorin Brigitte Reimann.
Bereits mit 14 Jahren beschließt Brigitte Reimann Schriftstellerin zu werden. Ihr erstes Stück, ein Laienspiel für die Schulweihnachtsfeier, wurde 1948 uraufgeführt. Als sie 1951 das Abitur macht, waren bereits einige ihrer Erzählungen veröffentlicht und Reimann hatte erste Preise erhalten. Sie beginnt ein Studium der Theaterwissenschaften, welches sie aus gesundheitlichen Gründen abbrechen muss. Ihr Geld verdient sie sich dann zunächst als Lehrerin. In der Arbeitsgemeinschaft Junger Autoren kommt sie in Kontakt mit weiteren AutorInnen und widmet sich ab 1953 ganz der Schriftstellerei…
Am 06.09. um 19 Uhr besteht die Möglichkeit mehr über das Leben und Werk der bedeutenden DDR-Autorin zu erfahren. In Kooperation mit derLandeszentrale für politische Bildung Sachsen referieren und lesen Angela Potowski, Martin und Helene Schmidt unter dem Titel “Brigitte Reimann – zwischen Euphorie und Resignation” aus den Werken Reimanns.
Zum Abschluss zeigen wir am 11.09. um 18 Uhr zusammen mit der Kinobar Prager Frühlingden Film “Unser kurzes Leben” – eine selten gezeigte Defa-Verfilmung des Romans “Franziska Linkerhand”.
In der kommenden Woche startet die Frauen- und Genderbibliothek in die wohlverdiente Sommerpause! Der Ausleihbetrieb ist daher vom 29. Juli bis 31. August geschlossen. Das Büro ist ebenfalls eingeschränkt besetzt: Vom 06.08. bis 31.08. am Dienstag und Donnerstag jeweils von 9 bis 14 Uhr.
Ab September starten wir wieder durch und es erwarten Euch u. a. diese Neuerwerbungen:
Rigoberta Menchu: Enkelin der Maya und Klage der Erde
In diesen beiden Büchern erzählt die Friedensnobelpreisträgerin Rigoberta Menchu über den Kampf der Maya gegen Genozid und politische Verfolgung der indigenen Bevölkerung in Guatemala. Die berühmteste Frau Guatemalas erzählt ausführlich über ihre Kindheit in dem kleinen Dorf Chimel, über ihre Familie, die Zeit der furchtbaren Repression, über ihren Bezug zur Erde und zur Natur, ihre Bemühungen in den Korridoren der UN-Menschenrechtskommission in Genf und New York, die Verleihung des Nobelpreises …
Peggy Piesche (Hg.): Euer Schweigen schützt euch nicht
Der vorliegende Band ist eine Sammlung von bereits erschienenen und bisher unveröffentlichten Texten Audre Lordes. Ergänzt werden diese durch Texte von Frauen, die gemeinsam mit der Autorin den Weg einer deutschen Schwarzen Frauenbewegung gingen und von Schwarzen Frauen der Nachfolgegenerationen aus Deutschland, die sich mit ihrem Erbe und den aktuellen Kämpfen auseinander setzen.
Gabriele Dietze: Weiße Frauen in Bewegung. Genealogien und Konkurrenzen von Race- und Genderkritiken
Die Studie konfrontiert zwei zentrale Emanzipationsanstrengungen der Moderne miteinander: unmarkierte ›weiße‹ US-amerikanische Frauenbewegungen und den Kampf um Bürgerrechte von people of color. Es geht dabei um implizite Sozio- und Psycho-Logiken, die Feminität mit whiteness gleichsetzen und race-Emanzipation mit Maskulinität. Die Studie untersucht kontraproduktive Race-Gender-Konkurrenzen, z.B. einen ›Rape-Lynching-Komplex‹, der schwarze Männer und weiße Frauen in ein Gewaltverhältnis imaginiert, Sexualpolitik im Second Wave Feminism und den Prozess um O.J. Simpson. Erkenntnisinteresse ist die Verfugung von Sexismus und Rassismus und seine soziokulturellen Repräsentationsformen.
Beate Binder u. a. (Hg.): Eingreifen, kritisieren, Verändern. Interventionen ethnographisch und geschlechtertheoretisch
Unter dem Stichwort „Interventionen“ versammelt dieser Band unterschiedliche Perspektiven auf ethnographische und geschlechterkritische Wissensproduktion, die kritisierend und verändernd in politische Konfliktfelder eingreifen will und auf vielfältige Formen der Kollaboration mit sozialen Bewegungen und gesellschaftlichen AkteurInnen setzt. Die Beiträge loten das Dazwischensein aus – zwischen ForscherInnen und Beforschten, zwischen Wissenschaft, Kunst und Aktivismus.
Linda Tuhiwai Smith: Decolonizing Methodologies. Research and indigenous peoples
Ein Klassiker! In diesem Grundlagenwerk beschreibt sie wie westliche Wissenschaften immer noch kolonialistisch arbeiten und wie wissenschaftliche Methoden dekolonialisiert werden können, damit indigene Menschen wieder zu Subjekten werden können. Weiterhin hinterfragt Linda Tuhiwai Smith die Verbindungen zwischen Imperialismus und Forschung und Konzepte wie “Entdeckung” und “Claiming”, die dazu beigetragen haben, wie sich der Westen indigene Welten in das eigene Netz integriert und dadurch diese entfremdet hat. Ein großartiges Buch! Lesen!
Hit so hard. The life and near death of Patty Schemel (DVD)
Patty Schemel war ab 1992 die Drummerin der Band Hole. In dem Doku-Film “Hit so Hard” erzählt sie über ihre Zeit in der Band und über ihre massiven Drogenprobleme. Neben Interviews mit Courtey Love, Eric Erlandson und Melissa Auf Der Maur sind bislang noch nie gezeigte Filmaufnahmen zu sehen, die Patty Schemel während ihrer Zeit mit Hole gedreht hat. Patty Schemel, eine Frau über die eine Dokumentation auf alle Fälle lohnt.
Trigger-Warnung: Es geht um sexualisierte Gewalt und Vergewaltigungskultur.
Jane Campion hat wieder zugeschlagen. Die Macherin von “Das Piano” oder “Bright Star” beweist einmal mehr, dass sie zu einer der wichtigsten Filmregisseurinnen der Gegenwart zählt. Ihr neueste Produktion heißt “Top of the lake” und könnte hinsichtlich des Themas aktueller kaum sein: In sieben Folgen geht Jane Campion der Frage nach, wie sexualisierte Gewalt und deren Wurzeln bekämpft werden können, wenn der Schuldige (Patriarchat und dessen Auswirkungen) nicht einfach vor Gericht gestellt und verurteilt werden kann? Und auch wenn Täter im höheren Maße inaftiert werden würden, die sexualisierte Gewalt würde weitergehen, weil sie so normal ist. Das Problem ist nicht der individuelle Täter, sondern eine Kultur, die sexualisierte Gewalt akzeptiert und feiert.
Und genau in diese Realität, in diese Vergewaltigungskultur zielt die Miniserie “Top of the Lake”. Im Zentrum steht die Kriminalbeamtin Robin Griffin. Sie soll das Verschwinden der 12jährigen Tui aufklären, die Opfer einer Gruppenvergewaltigung geworden ist und seitdem vermisst wird. Die Suche nach ihr entwickelt sich für Robin, selbst Opfer einer gang rape, als eine Tour de Force, in der sie sich in einer Gesellschaft aus drinkenden, bewaffeneten, Drogen produzierenden und pädophilen Männern durchsetzen muss. Auch von ihren Kollegen, ein Old-Boys-Club par excellence, erfährt Robin keine Unterstützung.
Wer jetzt glaubt, dass Jane Campion eine Art “Anti-Männerserie” gedreht hat, in der die Frauen nicht nur die Opfer, sondern auch die Guten sind, muss leider enttäuscht werden. Vielmehr zeigt sie mit schonungloser Offenheit wie stark sexualisierte Gewalt in das Leben eines Einzelnen hineinwirkt und was es letzendlich mit einer Gesellschaft macht, die Opfer verhöhnt und entmenschlicht.
“Top of the Lake” wurde auf dem diesjährigen Sundance-Filmfestival und der Berlinale gezeigt und frenetisch gefeiert. Ausgestrahlt wurde die Serie bereits im amerikanischen, australischen und neuseeländischen Fernsehen. Ob und wann die Serie auch im deutschsprachigen Raum zu sehen seid wird, steht noch in den Sternen. In Kürze wird “Top of the lake” als DVD-Box zu erwerben sein und dann bei uns zur Ausleihe bereitstehen.
“Wohin die Liebe führt…” So abgedroschen dieser Satz auch klingen mag, in ihm steckt immer noch ganz viel Wahrheit. Ein Beleg dafür ist der Kurzfilm von Oliver Schwarz “Traumfrau”. In dieser sehr behutsam inszenierten Dokumentation porträtiert er Dirk und seine Freundin Jenny.
Jenny ist – nach den westlichen Schönheitsidealen zu urteilen – in der Tat eine Traumfrau. Jedoch ist das Besondere an ihr nicht ihr optisches Erscheinungsbild. Jenny ist aus Silikon. Eigentlich völlig leblos. Doch wenn Dirk von dieser Beziehung zu berichten beginnt, dann sind plötzlich von beiden Seiten Emotionen im Spiel.
Das Geschäft mit den maßgeschneiderten Silikonpuppen boomt. Es sind vor allem Männer aus der Bildungsschicht, meist sogar mit Familie, die sich eine Frau aus Silikon kaufen. Was sagt das Phänomen über unsere Gesellschaft, über Schönheitsideale? Ist dieser Markt nicht ein Beleg dafür, das die Frau bzw. der weibliche Körper vollends zu einem Konsumprodukt geworden ist? Oder wirft dieser Film nicht ein grelles Schlagschlicht auf das heutige Geschlechterverhätlnis?
An den Internationalen Kurzfilmtagen Winterthur wurde das einfühlsame Werk mit dem Preis für den besten Schweizer Schulfilm ausgezeichnet. Ausserdem wurde er an den Solothurner Filmtagen gezeigt und in den Kurzfilmwettbewerb «Berlinale Shorts» aufgenommen. Kinostart in der Schweiz ist der 05.04.2013.
Dieses Woche startet unsere Autorinnenreihe “Mein Antrieb wäre, Welt zu machen.” Los geht es mit der wunderbaren Dokumentation “Winter adé” von Helke Misselwitz am 20.2. um 18 Uhr in der Kinobar Prager Frühling.
Gedenktage bilden immer wieder einen geeigneten Anlass, um sich mit historischen Ereignissen, mit Kunstwerken oder dem Leben populärer Autor_innen zu befassen, sich ihre vielseitige Bedeutsamkeit zu vergegenwärtigen und postume Widmungen und Ehrungen vorzunehmen.
So bilden die 80. Geburtstage von drei Autorinnen, die unter den spezifischen Voraussetzungen der DDR gelebt und geschrieben haben, ein Motiv, um sowohl biografische Ausschnitte als auch literarische Eindrücke von Brigitte Reimann, Irmtraud Morgner und Maxie Wander multimedial in gegenwärtige Diskussionen und literarische Interessenlagen zu übermitteln.
Literaturanalytisch aufgearbeitet werden die genannten Schriftstellerinnen, indem ihre Werke als Pionierarbeiten gelesen werden sollen, worin erstmalig Individualkonzepte, z.B. als sogenannte Ankunftsliteratur, erarbeitet und patriarchale Gefüge unterlaufen werden.
Irmtraud Morgners Texte werden im sozialistischen Realismus verortet, der sich fantastisch ausweitet und dabei eine feministische Sichtweise einnimmt, während Maxie Wander für eine Protokoll-Literatur einst bekannt geworden ist, die sie aus belletristischen Anteilen und essayistischen Montagestücken zusammengesucht und weiterentwickelt hat.
Die geplante Veranstaltungsreihe soll nicht einer Erinnerungskultur zeitigen, die lediglich am jeweils aktuellen Jubiläumstag Texte einer Relektüre unterzieht und Biografien zum Vergessen rekonstruiert. Die Verwaltung literarischer DDR-Vergangenheit soll am Paradigma der drei Autorinnen nachhaltig wiederbelebt und einem Publikum (erneut) zugänglich gemacht werden, die im weiterhin männlich konnotierten Kanon des Schulunterrichts und der akademischen Lehre der Literaturwissenschaft vernachlässigt werden sowie auch im literarischen Gedächtnis ehemaliger Leser_innen vergraben zu liegen scheinen. Kaum auffindbar in den Lektürelisten und Bücherregalen ist Reimanns Erzählung Ankunft im Alltag (1961), Morgners umfangreicher Roman Leben und Abenteuer der Trobadora Beatriz nach Zeugnissen ihrer Spielfrau Laura (1974) und dessen Fortsetzung in Amanda. Ein Hexenroman (1983) oder Wanders Tonband-Protokolle Guten Morgen, du Schöne von 1977.
So gilt es, Erinnerungsfragmente und Leerstellen mit den Nachlässen der Autorinnen zu verfüllen, um sie über ihr Jubiläum hinaus dauerhaft erinnerungswürdig zu halten und generationenübergreifend lesbar zu machen.
Schönheitswettbewerbe sind schwer im Trend. Mittlerweile gibt es für alles und jeden eine Miss: Miss Universe, Miss World, Miss Internet, Miss Germany oder die nächsten Topmodels. Damit der Nachwuchs auch ja nie ausgeht, werden bereits kleine Mädchen auf Schönheit getrimmt und auf Kinderschönheitswettbewerbe geschickt. Vor allen in den USA sind diese Veranstaltungen ein Millionengeschäft. Was Mütter dazu antreibt ihre Töchter wie Puppen zu behandeln und wie es den Mädchen dabei geht, zeigte gestern ein aufschlussreicher Beitragin der Sendung Kulturzeit.
Dass es auch anders gehen kann, zeigt die Dokumentatuion Miss Navajo von Billy Luther. Bereits der Untertitel spricht Bände: “May the best butcher win.” Bei der Wahl zur Miss Navajo geht es nicht um Schönheit und Makellosigkeit. Hier stehen ganz andere Qualitäten im Vordergrund. Die Frauen müssen z. B. Fragen fließend auf Navajo beantworten, umfangreiches Wissen über ihre Geschichte und Kultur vorweisen und über Fertigkeiten in der täglichen Arbeit verfügen, z. B. das richtige Schlachten eines Schafes. Darüber hinaus müssen sie sich als würdige Vertreterin ihrer Nation erweisen und als Role Model für die junge Navajo-Generation fungieren. Wir versuchen die Dokuementation für unseren Bestand zu erwerben. Solange müssen wir Euch mit dem Trailer vertrösten:
Auch wenn dieser Film bedauerlicherweise in keinem Leipziger Kino zu sehen ist, möchten wir ihn dennoch sehr empfehlen:
Der Film Little Thirteen erzählt die Geschichte der 13jährigen Sara, die aus einer sozial benachteiligten Familie kommt und dort kaum Zuneigung und Nähe erfährt. Diese emotionale Leere versucht Sara mit schnellen und flüchtigen sexuellen Bekanntschaften zu kompensieren, bis sie auf den drei Jahre älteren Lukas trifft. Zum ersten Mal in ihrem Leben entwickelt sie eine Sehnsucht nach einer Beziehung.
Nah, aber doch unaufdringlich zeigt der Film einen Lebensstil fernab von Verantwortlichkeit und Perspektive, oft direkt vom Elternhaus übernommen. In zum Teil schonungslosen Bildern zeigt Christian Klandt das Leben der so genannten Generation Porno, das gezeichnet ist von gähnender Leere, Einsamkeit und Enttäuschung.
17 MÄDCHEN ist eine bewegende und originelle Fabel über das Erwachsenwerden, den Körper und die Weiblichkeit, aber auch eine liebevolle Ode an die Freiheit.
In Lorient, einer Stadt in der Bretagne, besschließen 17 Mädchen eines Gymnasiums allen Widrigkeiten seitens der Eltern und Lehrern zum Trotz gleichzeitig schwanger zu werden.
Das Filmdebüt von den beiden Regisseurinnen Muriel und Delphine Coulin beruht auf einer wahren Begebenheit in den USA und war einer großen Überraschungen bei den Filmfestspielen in Cannes 2011.