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Monika Hauser zu Gast bei MONAliesA

“Nicht aufhören anzufangen.” – 20 Jahre medica mondiale

Am Montag, den 25. November 2013 lädt MONAliesA zu einem Vortrag mit Dr. Monika Hauser, Gründerin und Vorsitzende von medica mondiale und Trägerin des Alternativen Friedensnobelpreises ein.

Monika Hauser mit Mitarbeiterinnen von Medica Afghanistan in Kabul. 2012 © Elissa Bogos/medica mondiale
Monika Hauser mit Mitarbeiterinnen von Medica Afghanistan in Kabul. 2012 © Elissa Bogos/medica mondiale

Berichte aus Kriegs- und Krisengebieten sprechen häufig nur sehr allgemein von “Betroffenen”, “Opfern”, “Zivilisten” und neuerdings auch wieder von “Gefallenen”. Diese medialen Sprechblasen prägen die kollektive Wahrnehmung bewaffneter Konflikte auf eine fatale Weise, indem sie Gewalt und Unrecht zu schwammigen Statistiken reduzieren. Vor allem jedoch verschleiern sie die Tatsache, dass jeder Krieg aufs Neue eine klar zu definierende Opfergruppe reproduziert: die Frauen.

Eine Organisation, die sich gegen die weit verbreitete Ignoranz sowie die Verklärung kriegsbedingten Leids engagiert, feiert in diesem Jahr ihr zwanzigjähriges Bestehen: medica mondiale. Als zu Beginn der 1990er Jahre in Bosnien Krieg herrschte, drangen Berichte über systematische Massenvergewaltigungen an die Öffentlichkeit, mit denen sich jedoch außerhalb entsprechend engagierter Kreise kaum jemand ernsthaft auseinandersetzte. Die Kölner Frauenärztin Dr. Monika Hauser reiste daraufhin in das Kriegsgebiet, um sich selbst ein Bild von der Lage zu machen und erste Hilfe zu organisieren. Das bosnische Zenica war eine jener zahlreichen von Kriegsflüchtlingen überfüllten Städte, die Monika Hauser erreichte. Jede zweite Frau war hier vergewaltigt worden. Mit Hilfe befreundeter Ärztinnen, Psychologinnen, Psychiaterinnen, Krankenschwestern und weiterer Frauen aus dem In- und Ausland gründete sie hier im April 1993 die erste Anlaufstelle für vergewaltigte Frauen und Mädchen. Weitere Zentren in ganz Bosnien folgten. Allein im ersten Jahr wurden in Zenica mehr als 4000 Frauen ambulant versorgt und 150 Frauen und Kinder dauerhaft aufgenommen.

Seit zwanzig Jahren engagieren sich Hauser und ihre Mitarbeiterinnen und Helferinnen bei medica mondiale für die Opfer kriegsbedingter, sexueller Gewalt. Inzwischen betreibt die gemeinnützige Organisation auch Hilfszentren im Kosovo, in Albanien, Liberia und Afghanistan und kooperiert mit eine ganzen Reihe Partnerorganisationen in vielen weiteren Ländern der Welt. Ihr spezifischer Ansatz ist ein ganzheitlicher: Traumatisierte Frauen und Kinder werden nicht nur medizinisch versorgt sondern erhalten auch eine umfassende psychosoziale Betreuung.

Dr. Monika Hauser wird am kommenden Montag, den 25. November 2013 bei uns zu Gast sein und über Geschichte, Gegenwart und Zukunft von medica mondiale sprechen.

Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr in der Unteren Wandelhalle des Neuen Rathauses zu Leipzig. Der Eintritt ist frei, wir bitten alle BesucherInnen jedoch freundlich um Spenden für medica mondiale.

Zugleich weisen wir auch auf unsere Fotoausstellung „Starke Stimmen – Frauen in Afghanistan hin, die noch bis zum 2. Dezember 2013 ebenfalls in der Unteren Wandelhalle des Neuen Rathauses zu sehen ist.

http://www.medicamondiale.org

Alternativer Nobelpreis an Simar Samar

Den diesjährigen Right Livelihood Award (Alternativer Nobelpreis) wurde heute an die afghanische Ärztin und Frauenrechtlerin Simar Samar verliehen.

Simar Samar studierte Medizin an der Universität Kabul. Während der russischen Okkupation floh sie nach Pakistan und arbeitete dort in einem Flüchtlingslager als Ärztin. In der Grenzstadt Quette gründete sie ein Hospital für Mädchen und Frauen, wo sie auch unter der Herrschaft der Taliban weiterarbeitete. 2001 wurde sie zur Ministerin für Frauenangelegenheiten ernannt, trat aber nach nur einem Jahr von diesem Amt wieder zurück. Heute ist sie Chefin der unabhängigen afghanischen Menschenrechtskommission.

Wer sich weiter mit starken Frauen aus Afghanistan beschäftigen möchte, sei aus unserem Bestand folgendes Buch empfohlen:

Kathrine Kiviat: Women of courage. Intimate stories from Afghanistan.