Eigentlich wollte Irmtraud Morgner Lokomotivführerin werden, wie ihr Vater. Doch für Frauen gab es in diesem Beruf noch keine Perspektive und so widmet sie sich ihrer zweiten Leidenschaft, dem Schreiben.
Morgners Werke führten den Feminismus in die DDR-Literatur ein. Begabt mit außerordentlichem Humor und einer klar-kühlen, recht kühnen Beobachtungsgabe kreiert sie phantastische Welten, in denen sie die Frauenfrage im Sozialismus deutlich thematisierte. Deutlich zeigt sich dies bereits in ihrem 1968 erscheinenden Roman Hochzeit in Konstantinopel. Für ihr Werk Leben und Abenteuer der Trobadora Beatriz nach Zeugnissen ihrer Spielfrau Laura erhielt sie ab 1974 auch internationale Anerkennung und wird mit Preisen im In- und Ausland geehrt. 1983 erscheint der Nachfolgeroman Amanda. Ein Hexenroman. Doch die literarische Vollendung dieser Salman-Trilogie sollte ihr nicht mehr gelingen. Morgner erkrankt an Krebs und stirbt am 6. Mai 1990 in Berlin. Die Fragmente des unvollendeten dritten Romans erschienen 1998 unter dem Titel Das heroische Testament im Luchterhand Verlag.
Wer glaubt, dass die Werke Morgners mit dem Untergang der DDR an Relevanz eingebüßt haben, irrt sich gewaltig. In ihren Romanen setzt sie sich nicht nur kritisch mit den Verhältnissen im real-existierenden Sozialismus auseinander. Insbesondere die Stellung der Frau und das Geschlechterverhältnis bilden zentrale Themen ihres literarischen Oeuvres. So forderte Irmtraud Morgner in ihrem Roman Leben und Abenteuer der Trobadora Beatriz die Emanzipation der Männer, denn nur so sei eine menschliche Gesellschaft möglich.
Die Literatur Irmtraud Morgners verdient es wiederentdeckt und wiedergelesen zu werden. Dazu möchten die Veranstaltungen im April herzlich einladen! Die Spurensuche beginnt am 08.04. um 19 Uhr mit der Dokumentation “Geradezu heraus. Irmtraud Morgner in Chemnitz”. Der Film von Beate Kunath dokumentiert durch Interviews mit Lebenszeuginnen und Lebenszeugen aus der Kindheit und Schulzeit das reale Leben Irmtraud Morgners in der damaligen Zeit und setzt es in Beziehung zu ihren Romanen. Anschließend begeben wir uns am 18.04. um 19 Uhr auf eine Zeitreise zurück in das Mittelalter des 11. Jh. Prof. Dr. Angelica Rieger spricht am Beispiel der historischen Figur Beatrice de Dia über die Trobairitz – Die Spielfrau im okzitanischen Mittelalter. Musikalisch begleitet wird der Abend durch Christine Vogel an der Viola da gamba.