Es ist wieder soweit! Am 27. Januar wählt Leipzig einen neuen Oberbürgermeister (sic!). Ein Blick in die Wahlprogramme von SPD, Grünen, CDU und der Linken lässt tief blicken – und zwar in den Abgrund. Die Themen Frauen und Geschlechtergerechtigkeit spielen bei niemandem eine explizite Rolle! Die KandidatInnen ignorieren folglich die Mehrheit der Leipziger Stadtbevölkerung: Laut Statistik kommen in Leipzig auf 100 Männer 108 Frauen.
Schon der Blick auf die KandidatInnenliste sollte alamieren: Gerade mal eine Frau (Barbara Höll) befindet sich unter den sechs Kandidaten. Überhaupt sind derzeit alle Leitungsposten im Geschäftsbereich des Oberbürgermeisters (von Allgemeiner Verwalting bis Finanzen) mit Männern besetzt.
Wie kann es sein, dass wichtige frauenpolitische Themen wie das Problem der Teilzeitbeschäftigung und die damit verbundene Zunahme von Frauenarmut, die Präsenz von Frauen in städtischen Betrieben und Einrichtungen, sexistische Werbung oder die wieder zunehmende Einkommensdifferenz zwischen Mann und Frau (sie beträgt derzeit 17%) bei den KandidatInnen keine Rolle spielen? Vielleicht hätten sich die Dame und die Herren einmal den Situationsbericht Frauen und Männer in Leipzig 2011 des Referats für Gleichstellung der Stadt Leipzig genauer ansehen sollen. Geschlechterpolitische Baustellen finden sich dort zuhauf.