Sto lat, Alice!

http://groups.uni-paderborn.de/mia/wp-content/uploads/2012/08/alice-schwarzer.jpg„Fast immer, wenn ich in den letzten Jahren mit Frauen geredet habe, egal worüber und egal mit wem – ob mit Hausfrauen, Karriere-Frauen oder Aktiven aus der Frauenbewegung -, fast immer landeten die Gespräche bei der Sexualität und bei den Männerbeziehungen  dieser Frauen.“ So lautet der erste Satz aus Alice Schwarzers Buch „Der kleine Unterschied und seine großen Folgen“, das die Autorin mit einem Schlag zur bekanntesten deutschen Feministin weltweit machte. Das Buch wurde für Millionen von Frauen zu einer lebenswichtigen und lebensentscheidenden Lektüre – bis heute. Zugleich trat das Buch eine bis dato noch nicht da gewesene Lawine an Hass, Häme und Beleidigungen gegen eine öffentliche Person los, die bis heute andauert.

Doch Alice Schwarzer ließ sich nicht mundtot machen, veröffentlichte weitere zahlreiche Bücher und gründete die EMMA – Deutschlands größte und bekannteste feministische Zeitschrift. Auch in dieser griff sie Tabuthemen auf: häusliche Gewalt und sexueller Missbrauch – damals ein Riesenskandal.  EMMA berichtete als erste über Genitalverstümmelung in Afrika und warnte bereits mit Blick auf die Ereignisse im Iran vor den erstarkenden Islamismus. Der § 218, Prostitution und Pornografie sind ebenfalls Themen, mit denen Alice Schwarzer sich im Laufe ihrer journalistischen Tätigkeit immer wieder kritisch auseinandersetzt. Dabei nimmt sie stets eine Haltung ein, die nicht der queer-feministisch-postgender-sexpositiven Feminist_innen entspricht und kassiert von ihnen dafür Anfeindungen, die hinsichtlich ihres Niveaus an das der Antifeminist_innen manchmal bedenklich nahe kommen.

Und neben ihrem publizistischen Werk sind auch ihre mittlerweile legendären Fernsehauftritte zu nennen. Von ihrem Streitgespräch mit Esther Vilar (Autorin des antifeministischen Pamphlets „Der dressierte Mann“) über ihre Begegnung mit Verona Feldbusch bei Kerner bis hin zu ihren mutigen Auftritten zum Fall Kachelmann („Es könnte sein, dass sie recht hat.“).

Für ihr unermüdliches Engagement für die Gleichberechtigung ist sie zeitlebens mit zahlreichen nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet worden. Heute, am 3. Dezember, feiert Alice Schwarzer ihren 70. Geburtstag. MONAliesA gratuliert!

Wie Alice Schwarzer diese Zeit im wahrsten Sinne des Wortes überlebt hat, ist wunderbar in ihrem jüngst erschienen Buch Lebenslauf nachzulesen. (Bei uns ausleihbar!)

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