Vor etwa zwei Jahren begann der Kachelmann-Prozess. Die medialen Wogen schlugen hoch. Von Bild bis Spiegel mischten alle mit, mal mit fundierter Sach- und Faktenkenntnis, mal mit weniger journalistischer Professionalität und mit merkwürdiger Parteiergreifung.Nach acht Monaten erfolgte der Freispruch, aber nicht wegen erwiesener Unschuld, sondern wegen des Grundsatzes “im Zweifel für den Angeklagten”. In ihrer Urteilsbegründung betonten die RichterInnen explizit, dass der Verdacht der Vergewaltigung sich nicht “verflüchtigt habe”.
Nun holt Kachelmann und seine Ehefrau zum Gegenschlag aus. In ihrem gemeinsam geschriebenen Buch “Recht und Gerechtigkeit. Ein Märchen aus der Provinz” beklagen sie die “schlecht ausgebildete” Polizei, Staatsanwaltschaft, GutachterInnen und RichterInnen. Sie alle wären Teil einer “gewohnheitsmäßig männerverurteilenden Justiz”. Dies zeige sich, laut Frau Kachelmann, auch in der “Opferindustrie, die in dieser kranken Form endlich weg muss.” Laut Ehepaar Kachelmann sei “die Falschbeschuldigung mittlerweile ein Massenphänomen geworden”, um sich an “früher Chefs oder Ehepartner zu rächen.” Aha.
Und überhaupt, die doofe Alice Schwarzer! Die bekommt natürlich auch ihr Fett weg und das nicht zu knapp. Zitat: “Frau Schwarzer und ihre Vasallinnen stehen meiner Ansicht nach schon lange nicht mehr auf dem Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung. Einfach weil sie nicht mehr für die – notwendige – Gleichstellung der Geschlechter kämpfen, sondern für die Privilegierung eines Geschlechts und die Kriminalisierung des anderen.”
Bei soviel Antifeminismus, Falschinformationen und Polemik verweisen wir mal auf ein paar Fakten:
– Von den geschätzten 90.000 Vergewaltigungen Jahr für Jahr allein in Deutschland sind laut internationaler Statistik maximal 3% (!) Falschanschuldigungen. Und gerade mal 1% (!!) endet mit einem richterlichen Urteil.
– Literaturhinweis: Streitsache Sexualdelikte (PDF)
– Alice Schwarzer: Kachelmann. Propaganda und Recht