Aus aktuellem Anlass veröffentlichen wir das Pressecommuniqué des Zürcher Frauenbündnisses 8. März:
FREE PUSSY RIOT – FREE OUR SISTERS – FREE OURSELVES
Das Urteil gegen drei feministische Aktivistinnen von Pussy Riot wird
am Freitag 17. August 2012 erwartet. Solidaritätsbekundungen finden
überall auf der Welt statt, so auch in Zürich, wo ein Transparent
aufgehängt wurde. Frauen kämpfen nicht nur im „fernen Osten“ gegen
rechts-konservative und religiöse Bemühungen, die Rechte der Frauen zu
beschneiden.
Am Freitag 17. August 2012 wird das Urteil gegen die feministischen
Aktivistinnen der Frauenpunkband Pussy Riot in Moskau erwartet.
Verhaftet wurden die drei Aktivistinnen nach ihrem Punk-Gebet in der
Christi-Erlöser-Kathedrale. Mit ihrer bewusst provokativen Aktion
brachen sie gleich mehrere Tabus und stellten den patriarchalen
russischen Machtapparat der politischen und religiösen Elite
öffentlich in Frage.
Ihre feministische Kritik wird kriminalisiert und mit der geballten
Repression des politisch-religiösen Machtsystems Putins konfrontiert:
Ihnen wird mit bis zu sieben Jahren Gefängnis gedroht. Auch bei einem
Freispruch bleiben die 5 Monate Untersuchungshaft. Denn seit März
dieses Jahres sitzen die drei Frauen unter übelsten Bedingungen in
Untersuchungshaft: Schlaf- und Essensentzug, bloss eine halbe Stunde
Pause während der täglichen 10-12stündigen Verhören und
Gerichtsverfahren, so sieht der momentane Alltag der drei Gefangenen
aus. Ausserdem werden gegen sie und ihre Angehörigen Drohungen
ausgesprochen (z. B. Entzug des Sorgerechts für die Kinder).
Im Rahmen internationaler Aktionstage zeigten verschiedene
Solidaritätsbekundungen in Russland und anderswo – auch aus
kirchlichen Kreisen –, dass längst nicht alle mit der konservativen
Politik des Kremls und der orthodoxen Kirche einverstanden sind. So
wurde auch in Zürich unter anderem ein Transparent an prominenter
Stelle aufgehängt.
Doch nicht nur im „fernen Osten“ müssen patriarchale Strukturen und
die daraus resultierende Diskriminierung und Gewalt gegen Frauen und
Mädchen bekämpft werden: Der Angriff auf feministische
Institutionen/Errungenschaften schlägt sich unter anderem in
politischen Vorstössen der Rechtsparteien nieder: Rechts-konservative
Kräfte stellen die Existenz und die Finanzierung durch die öffentliche
Hand von Frauenhäusern seit deren Bestehen stetig in Frage. Die
Frauenhäuser sind darum gezwungen, immer wieder um Ihre Akzeptanz und
die Finanzierung zu kämpfen. Dies obwohl gemäss einer Studie des
Europarats häusliche Gewalt die Hauptursache für Tod oder
Gesundheitsschädigung bei Frauen zwischen 16 und 44 Jahren ist.
Deshalb setzen sich feministische und migrantische Organisationen seit
Jahren für das Recht auf einen vom (schweizer) Ehemann unabhängigen
Aufenthaltsstatus für Frauen ein.
Ein weiterer Angriff auf lang erkämpfte Errungenschaften findet im
Bereich des Schwangerschaftsabbruchs statt. So verbünden sich auch in
der Schweiz politisch konservative Kräfte mit religiösen
Fundamentalisten und fordern mittels Initiative, dass die die Kosten
einer Abtreibung auf die anscheinend allein „verursachenden“ Frauen
abgewälzt werden. Noch weiter gehen radikale Christen in ganz Europa,
die regelmässig gegen einen straffreien Schwangerschaftsabbruch und
gegen sexuelle Aufklärung in der Schule predigen. Auch wenn diese
Fundamentalisten in der Schweiz (noch) keine breite Unterstützung
finden, so treffen sie sich dieses Jahr am 15. September doch schon
zum dritten Mal in Zürich.
Es ist wichtig ein Zeichen zu setzen und sich entschieden gegen rechte
und konservative Angriffe zu stellen, hier, in Russland und überall!
Für ein selbstbestimmtes Leben, kein Gott, kein Staat, kein Vaterland!
Free Pussy Riot!
Frauenbündnis für den 8. März, Zürich